Auszug: ...vertrieben, und wundere mich immer mehr. Bin ich doch sicher, dass ich vom Tage meiner Geburt bis heute nie die Absicht hatte, Euch in irgend etwas, in Grossem oder Kleinem zu nahe zu treten, dass ich vielmehr alle Muhen meines Lebens Euch zu Liebe getragen habe. Und Ihr wisst, dass ich es seit meiner Ruckkehr aus Rom nach Florenz stets mit Euch gehalten und jederzeit mein Eigentum zu Eurer Verfugung gestellt habe. Erst vor wenigen Tagen noch, als Ihr unwohl waret, versicherte und versprach ich Euch, mit all ...
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Auszug: ...vertrieben, und wundere mich immer mehr. Bin ich doch sicher, dass ich vom Tage meiner Geburt bis heute nie die Absicht hatte, Euch in irgend etwas, in Grossem oder Kleinem zu nahe zu treten, dass ich vielmehr alle Muhen meines Lebens Euch zu Liebe getragen habe. Und Ihr wisst, dass ich es seit meiner Ruckkehr aus Rom nach Florenz stets mit Euch gehalten und jederzeit mein Eigentum zu Eurer Verfugung gestellt habe. Erst vor wenigen Tagen noch, als Ihr unwohl waret, versicherte und versprach ich Euch, mit all meinen Kraften und mein Leben lang Euch zu Diensten zu sein und bestatige es auch jetzt noch. Darum wundere ich mich heute, dass Ihr alles das so bald vergessen habt. Ihr samt Euren Kindern habt doch schon dreissig Jahre lang meine Treue erprobt und wisst, dass ich Euch immer wohl gesinnt war und Euch Gutes tat, so viel ich konnte. Wie konnt Ihr da sagen, ich habe Euch weggejagt? Seht Ihr denn nicht, in welch' schlechten Ruf Ihr mich gebracht habt, wenn man sich erzahlt, ich habe Euch vertrieben? Nur dies Schlimmste fehlte mir noch in all meinen Muhseligkeiten, die ich Euch zu Liebe ertragen habe! Ihr vergeltet sie mir gut! Doch mag die Sache sein, wie sie wolle, ich will glauben, ich habe Euch stets Schande und Schaden gebracht, und bitte Euch so instandig um Vergebung, als ob ich es wirklich getan hatte. Denkt, Ihr habet einem Sohn zu verzeihen, der stets ein schlimmes Leben gefuhrt und Euch alles Leid dieser Welt zugefugt hat, und ich bitte von neuem, Ihr moget mir schlechtem Menschen vergeben und mich nicht in den Ruf bringen, als habe ich Euch aus dem Hause gejagt, denn das geht mir naher als Ihr denkt, bin ich doch immer Euer Sohn. Diesen Brief wird Euch Raffaello da Gagliano bringen. Ich bitte Euch um Gottes-, nicht um meinetwillen, kommt nach Florenz, denn ich muss abreisen und habe Euch sehr wichtige Mitteilungen zu machen, kann aber nicht zu Euch kommen. Von meinem Diener Pietro habe ich aus seinem eigenen Munde Dinge...
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