Im Zuge der Modernisierung erlebte Iran, wie viele andere islamische Lander, einen tiefgreifenden geistigen, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Wandel, angesichts dessen ein Auflosungs- bzw. Transformationsprozess nicht zu vermeiden war. Der Gipfel dieses Traditionswandels war die Beseitigung des "alten" durch ein neues Gesellschaftssystem. Das 20. Jahrhundert wurde in Iran Schauplatz politischer und ideologischer Auseinandersetzungen und Selbstdefinitionen. Bei der Analyse dieser Entwicklung wird zumeist die Rolle ...
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Im Zuge der Modernisierung erlebte Iran, wie viele andere islamische Lander, einen tiefgreifenden geistigen, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Wandel, angesichts dessen ein Auflosungs- bzw. Transformationsprozess nicht zu vermeiden war. Der Gipfel dieses Traditionswandels war die Beseitigung des "alten" durch ein neues Gesellschaftssystem. Das 20. Jahrhundert wurde in Iran Schauplatz politischer und ideologischer Auseinandersetzungen und Selbstdefinitionen. Bei der Analyse dieser Entwicklung wird zumeist die Rolle der religiosen Funktionstrager und Autoritaten vergessen. Es stellte sich die Frage nach der Logik eines politischen Systems, das dem eigenen kulturellen Erbe und zugleich dem "Zeitgeist" gerecht werden sollte. War der Versuch einer konstitutionellen Integration von Moderne und Tradition utopisch oder realistisch? Insbesondere am Beispiel des Herrschafts- und Staatsdiskurses innerhalb der iranischen Geistlichkeit des 20. Jahrhunderts lasst sich die Entwicklung einer "politischen Philosophie" nachzeichnen, die grundlegend fur das Verstandnis der aktuellen geistigen und politischen Verhaltnisse in Iran und damit auch fur die Entstehung einer neuen politischen Elite ist.Das Changieren einflussreicher religioser Gelehrter von Sheykh Hadi Nadschmabadi (1834 bis 1902), Mirza Mohammad Hoseyn Na'ini (1860 bis 1936) bis Aqa Mahdi Ha'eri Yazdi (1923-1999) und Mohammad Modschtahed Shabestari (*1936) zwischen Utopie und Realismus erweist sich dabei als komplizierte Vorgeschichte der islamischen Infragestellung der Moderne aber auch als Versuch einer eigenstandigen Aneignung des "vernunftigen Gehalts der Moderne" (Habermas).Der Autor lasst sich in der vorliegenden Studie auf eine umfassende Darstellung und Analyse des politischen Denkens der iranischen Zwolferschia ein und zeigt so eine Perspektive fur die notwendige politisch-soziale und ideologische Neuorientierung des islamischen Diskurses in Iran.
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